Editorial

EDITORIAL

DIE

FREIZEIT-

REVOLUTION


Wann haben Sie das letzte Mal etwas spontan unternommen? Wann haben Sie auf einen Anruf von Freunden hin einfach mal alles stehen und liegen gelassen, was eigentlich auf der To-do-Liste stand, und sind beispielsweise ins Grüne gefahren? Oder haben ganz ungeplant das Büro früher verlassen und sich einen schönen Abend gemacht? Vielleicht werden Sie jetzt sagen, dass das lange her ist... und dann geht es Ihnen so wie vielen Bundesbürgern. Das hat die BAT-Stiftung für Zukunftsfragen in einer umfangreichen Studie ermittelt.

Obwohl wir objektiv so viel Freizeit haben wie nie zuvor, haben wir subjektiv so wenig Freizeit wie nie zuvor. Trotz der geradezu dramatischen Freizeit-revolution kommen wir immer wieder in Freizeit-stress. Das hängt auch von unserem Alter ab. In unterschiedlichen Lebensphasen – vom Jugend-lichen über berufstätige Eltern bis zum Ruheständler – nehmen wir unsere Freizeit unterschiedlich wahr.

Beim Ranking unserer bevorzugten Freizeit-aktivitäten hat sich dagegen nur wenig geändert. Fernsehen ist unangefochten die Lieblings-beschäftigung der Deutschen, gefolgt von Radio-hören und zuhause Telefonieren. Immer weiter vorgerückt ist dagegen das Internet, das 2015 erstmals auf Rang vier lag.

Das ist eigentlich nicht sehr verwunderlich. Denn alles, was mit dem Netz zu tun hat, wird immer wichtiger – in allen Bereichen des Lebens. Das fängt bei dem Spiegel an, in den wir uns morgens betrachten. Mittlerweile gibt es smarte Geräte mit intelligenter Technologie, die uns nicht nur unser Spiegelbild wiedergibt, sondern über die passende App unsere Maße anzeigt und viele weitere Informationen liefert.

Eine neue Generation von Straßenleuchten erhellt nicht nur die Fuß- und Fahrwege, sondern kann noch viel mehr. Sie ist mit LEDs ausgestattet, die natürlich Energie sparen, aber auch der Stadtverwaltung melden, wenn sie kaputt gegangen sind. Die Laternen verfügen über Elektronik und Sensorik, die in Zukunft zum Beispiel erkennen, ob Parkplätze in der Umgebung frei sind, sie registrieren, wenn sich Eisglätte bildet, oder melden Unfälle.

Durch die zunehmende Digitalisierung könnten auch unsere Bankgeschäfte bald ganz anders ablaufen – zum Beispiel der Kauf und die Finanzierung einer Immobilie. Dabei wird uns unser persönlicher Avatar unterstützen, der – dank Personalisierung und Künstlicher Intelligenz – unsere Vermögens-verhältnisse und unsere Risikoneigung kennt. Er weiß zum Beispiel, welche Anlagen wir am besten verkaufen und wo es die günstigsten Kredite gibt – und macht uns entsprechende Vorschläge.

Bei all diesen vielfältigen Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bietet, dürfen wir jedoch nicht vergessen, worum es dabei wirklich geht: Sie sollen unser Leben angenehmer machen. Daher sollten wir uns nicht nur die Frage stellen „wie werden wir leben?“, sondern vor allem „wie wollen wir leben?“

Ihr
Prof. Dr. Ulrich Reinhardt

BAT-Stiftung für Zukunftsfragen

 
Ihr nächstes
 i-future 
erscheint am 
23. Februar 2017